Manchmal werde ich gefragt, wie denn mein Essverhalten bei meiner Geschichte (20 Jahre Bulimie, über 20 Jahre von einer Diät in die nächste) nun ist. Das ist eine wirklich gute Frage.
Ich empfinde mein Essverhalten als natürlich. Damit meine ich, dass meine Gedanken nicht um Essen kreisen, ich esse, wenn ich Hunger, Gusto oder eine gute Gelegenheit habe :-) Ob das nun für alle Menschen, die einmal Probleme mit Essen haben/hatten zutrifft? Es wäre anmaßend, davon auszugehen – das kann ich nicht wissen. Ich möchte aber gerne zeigen, dass es auch nach so langer Zeit eben sein kann! Und ich möchte teilen, was „übriggeblieben“ ist.
Mein Essverhalten „entgleist“ immer dann, wenn ich überfordert, sehr im Stress bin oder wenn mich etwas belastet, sich Themen/Gefühle/Probleme zeigen und ich noch nicht bereit bin, mich diesen zu stellen bzw. noch gar nicht weiß, dass was ansteht. Und mit „entgleisen“ meine ich, dass ich dann zu Lebensmittel greife, die mir nicht guttun, dass ich ohne Gefühl für Sättigung esse, dass ich zu extrem schnellem Essen und stopfen neige, dass ich Mengen esse, die ich absolut nicht brauche, dass ich keinen Genuss beim Essen empfinde. Es sind bei mir auch spezielle Lebensmittel, die ich für mich erkennen konnte.
Ich nehme es als Anzeiger dafür an, dass gerade etwas nicht stimmt und im Endeffekt hat jeder solche Anzeiger, oder nicht? Manche essen oder essen nicht, andere haben Wutanfälle, Schlafprobleme uvm. Wichtig ist, die eigenen zu kennen und meiner Meinung nach: sie nicht zu verteufeln.
Ich persönlich werde auch nicht versuchen, das zu ändern, denn es geht, wie so oft, ja eben gar nicht um das Essen, sondern um das dahinterliegende. Und mein Ziel ist auch nicht, bei jedem Essen, das ich als „unnatürlich“ empfinde, sofort in Aktivität zu verfallen. Mein Ziel ist Achtsamkeit mit mir, dass ich es bemerke und Vertrauen darauf, dass ich damit zurechtkomme, Situationen ändern kann, mich meinen Dingen stelle – aber in Ruhe.
Wie geht es dir damit? Hast du Fragen dazu?
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