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5 Erkenntnisse die ich auf meinem Weg aus der Essstörung für mich gefunden habe


1. Essen = Lebenslust


Ich darf gerne und viel essen und das ist was Schönes, kein Laster und sagt viel über mich als Person aus. Ich habe mir meine Liebe zum Essen zurückgeholt! Mir ist 2015 bei einer Ausbildung ein ganz besonderer Mann begegnet. Dabei wurde gemeinsam Frühstück und Mittagessen eingenommen und er hat mich bei den Mahlzeiten so viel mit einem speziellen Blick angeschaut, dass ich ihn irgendwann darauf angesprochen habe. Er hat mir gesagt, dass er es wunderschön findet, wie ich mich über Essen freue, wie ich es in vollen Zügen genieße, wie ich schaue, wenn es zum Essen kommt. Und obwohl ich damals noch Essprobleme hatte, hat es sich tief in mir eingebrannt und ist in mir gewachsen. Dieses schöne Gefühl, Essen zu genießen und dafür so wahrgenommen zu werden, habe ich mir in der Seele mitgenommen. Rückblickend betrachtet haben sich auch meine Beziehungen mit meinen Essgefühlen mitbewegt. Wenn ich in der Essensfreude (Lebensfreude) war, war gemeinsames genießen und Freude da. Wenn ich auf Diät war und mir meine Lebensfreude dadurch selbst verbaut hab, war ich oft gemein, miesepetrig und hab ganz oft schöne Stimmungen verdorben – mir selbst und meinem Partner. Mittlerweile kann ich das anders sehen, die Gefühle, die ein anderer Mensch für mich hat, sind meinetwegen als Ganzes, nicht nur wegen meinem Aussehen (wenn es so ist – lauf!). Das gilt nicht nur für die Gefühle von anderen Menschen zu mir, sondern auch für meine eigenen Gefühle zu mir.

 

Mich selbst zu lieben, wenn ich mir gefalle und ich super drauf bin und alles gerade läuft ist leicht. Mich selbst zu lieben, wenn ich schlechte Tage habe, ich Fehler mache, es nicht läuft, ich mich unwohl fühle – das ist es, was ich will!


2. Meine Bedürfnisse sind wichtig und ich muss sie nicht begründen


Ich muss keine Ausreden erfinden, ich darf immer NEIN sagen, auch ohne Begründung. Ich darf meine Grenzen so ziehen, wie es für mich passt egal wie logisch/unlogisch es von außen wirken mag.

Auch für viele wahrscheinlich völlig logisch, für mich nicht. Ich habe mehr Ausreden erfunden, als in ein Buch passen. Teilweise haarsträubende Geschichten (bei denen sich nachträglich an den Kopf greifen nicht mal annähernd ausreicht), nur um nicht direkt NEIN sagen oder klar Position beziehen zu müssen. Das ging von dem Nein zu einem Treffen mit einer Freundin bis hin zu Begründungen bei Firmen, warum ich im Probemonat gehen will. Da ich selbst gar nicht damit umgehen konnte, angegriffen zu werden und es sich extrem oft so angefühlt hat (ich hab echt viel persönlich genommen), wollte ich auch niemand anderen angreifen. Und für mich hat sich ein klares NEIN schon wie ein Angriff angefühlt. Auch Jahre danach bin ich immer wieder aufs Neue positiv überrascht, wie sang- und klanglos klare Nein´s einfach angenommen werden. 

 

Ich habe auch oft übererklärt– dies aus dem Versuch heraus, keinen Raum für Überredungsversuche zu geben. Dabei haben mir dann Menschen geholfen, die gar keine Tendenz zum Übererklären haben solange bis ich ein klares Gefühl dafür bekommen habe, wieviel Erklärung für mich passt und wo ich mich unnötig verzettle. 


3. Ich bin wertvoll! So wie ich bin!


Es ist vollkommen egal ob es Größe 38 oder 42 ist, ob eine große oder eine kleine Nase im Gesicht Platz hat, ob die Haut glatt ist oder ein paar Dellen aufweist - ich bin wertvoll! Mein Wert wird nicht durch eine Kleidergröße, eine Kiloangabe oder ein Maßband bestimmt. Er ist unabhängig von allem, was im Außen ist und hat immer Bestand! Viel zu oft knüpfen wir unseren Wert an diverse Außenpositionen und der Wert schwankt dann mit deren Stabilität oder deren Status. Mein kompletter Selbstwert hat sich auf meinem Aussehen, das für mich nie gut genug war, und auf meinen Leistungen, die für mich auch nie gereicht haben, aufgebaut. Jeder Fehler, jedes Kilo mehr konnten dieses wackelige Kartenhaus in sich zusammenstürzen lassen. Ich habe wirklich jahrelang gedacht, dass mein Umfeld jedes zugenommene Kilo registriert plus mich dafür verurteilt und über meine Disziplinlosigkeit nur den Kopf schüttelt. Darauf hab ich keine Lust mehr, denn mit Schönheit, Aussehen, aber auch Geldfluss oder Statussymbolen kann es schnell vorbei sein – darauf möchte ich mich erstens nicht verlassen und zweitens spiegelt es auch nicht meine Werte wieder!


4. Frau sein ist was Schönes


Ich hab während meinem Aufwachsen in dieser Gesellschaft gesehen, dass Frauen einen anderen Stellenwert hatten als Männer. Das hat mich sehr abgeschreckt und ich habe unbewusst viele als weiblich zugeordnete Eigenschaften abgelehnt (diese Einteilung in weibliche und männliche Eigenschaften ist ja an sich schon völlig unnötig). Ich habe gesehen, dass das Aussehen von Frauen viel wichtiger ist als das der Männer. Und dass Frauen, auch wenn sie genauso viel arbeiten wie Männer, trotzdem für Haushalt und Kinder „zuständig“ sind. Das hat viel mit mir gemacht und mich große Teile meiner Selbst ablehnen und abspalten lassen. Jedes Mal, wenn mir gesagt wurde, ich wäre ja nicht so wie die anderen Frauen, hab ich mich gefreut, und dabei gar nicht gemerkt, wie abwertend das allen Frauen gegenüber ist. Dabei ist es so schön, ich und eine Frau zu sein, es gibt so viel an mir selbst, an anderen Frauen und in der Welt zu entdecken! Gesellschaftlich muss sich da aber noch viel ändern, damit Frauen endlich den gleichen Grundwert haben wie Männer!


5. Meine Wahrnehmung ist meine Wahrnehmung und darf sich von anderen unterscheiden.


Was meine ich genau damit? Wenn ich mich z.B. durch die Worte einer anderen Person gekränkt fühle, dann ist es für mich so. Natürlich ist es toll und kann sehr wichtig sein, wenn ich durch Gespräche herausfinde und klären kann, wie der*/die* Aussprechende das gemeint hat, dennoch: wenn unterschiedliche Werte, Wortauslegungen, Prägungen und Muster bestehen, wird es dennoch immer wieder zu solchen Situationen kommen. Es darf ein UND geben. Ich kann mich gekränkt fühlen und gleichzeitig anerkennen, dass die andere Person es nicht so gemeint hat. Das verändert nämlich enorm, wie wir dann weiter damit umgehen. Früher haben sich viele meiner Gefühle und Gedanken so unberechtigt angefühlt. Ich hatte ständig das Gefühl, zu sensibel, zu empfindlich, zu alles zu sein. Dabei waren meine Wahrnehmungen für mich richtig. Mehrere Anschauungen und Meinungen nebeneinander haben ihre Berechtigung. Ich kann nicht automatisch von mir auf andere schließen und vice versa. Ich dachte oft, dass es ja völlig klar wäre, warum ich gekränkt oder traurig bin aber tatsächlich ist es das nicht. Das öffnet sehr viel Raum für Gespräche, aber es erfordert, sich auch wirklich offen zu zeigen. Es kann viel innere Überwindung kosten, völlig dazu zu stehen wie es einem geht weil sich das oft wie eine riesige Möglichkeit der Verletzbarkeit anfühlt. Von daher finde ich auch dass man sich die Gegenüber, mit denen man in diesem Bereich wachsen möchte, gut und selbstfürsorgend aussuchen darf. Z.B. im Büro in einer Gruppe mit 20 anderen Menschen kann es das richtige sein :-) oder das völlig falsche. Beginne dort, wo wahres Vertrauen ist und erweitere deinen Wirkungskreis dann im Laufe der Zeit. Transparenz führt zu miteinander, aber nur dann, wenn sich alle auf der gleichen Ebene befinden! 

 

Meine Wahrnehmung ist meine Wahrnehmung bedeutet: ich bin richtig, so wie ich bin! Meine Gedanken und meine Gefühle sind in Ordnung und genauso viel wert wie die Gedanken und Gefühle von anderen Menschen!


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