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"Beginn" meiner Essstörung

Heute möchte ich über den vermeintlichen „Beginn“ meiner Essstörung schreiben. Ich war 13 Jahre alt, es war im H&M auf der Mariahilferstrasse, meine Freundinnen haben etwas bezahlt und ich habe hinter der Kassa gewartet, bei einem großen Spiegel. Ich hatte einen kurzen Rock an, hab meine Unterschenkel gesehen und in dem Moment hat sich etwas in mir umgelegt. Da war der Entschluss da, so will ich nicht mehr aussehen. Der hatte eine unglaubliche Härte in sich. Es war kurz vor Sommerbeginn, und ich habe begonnen Kalorien zu zählen und aufs Abendessen verzichtet, jeden Tag 1h auf dem Heimtrainer verbracht und das Video „Fit mit Jennie Garth“ (die Kelly aus der Original Beverly Hills Serie für alle 80er Jahre Kinder) gemacht. Der „Erfolg“ hat mir Recht gegeben. Ich habe mich von 63kg auf 55kg runtergearbeitet. Von 38/40 auf 36 locker sitzend. Und ich wollte mehr. Ich hatte so eine Freude an diesem: ich setz mir ein Ziel und wenn ich beinhart bin, erreiche ich es. Mir hat die positive Aufmerksamkeit gefallen, die ich dadurch bekommen habe. Ich wollte diese ständigen Komplimente. Also hab ich weitergemacht, und immer weniger gegessen. Das war der Anfang einer langen Spirale…

Auf diesen Beginn haben sich viele Therapien gestützt und ich habe das lange Zeit als den Beginn gesehen. Nur stimmt es nicht, der „Ausbruch“ war bloß der Moment der „Ernte“ – die Samen dafür wurden lange davor gesät. Und genauso war es auch mit der Genesung, Schritt für Schritt! Das Schöne daran ist, wir haben selbst viel in der Hand und können täglich Entscheidungen treffen, welche Samen wir setzen und was wir gießen.

 

Welche Medien konsumiere ich – welche Gefühle lösen sie in mir aus? Mit welchem Menschen umgebe ich mich – fühle ich mich wohl? Auf welche Stimmen höre ich? Die 10 begeisterten oder die 1 vernichtende?

 

 

Was setzt du bei dir ein?

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