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Jeder Heilungsweg hat seine eigene Form

Oft wundern wir uns, und fragen/klagen: wieso dauert denn der Heilungsweg solange? Wieso mache ich teilweise 1 Schritt nach vorne und 2 Schritte zurück? Wieso kommen manche Themen in Stresssituationen wieder, obwohl ich dachte, dass ich sie endgültig hinter mir gelassen habe?

 

Viele von uns machen den Beginn der Krankheit an der ersten Diät, dem ersten Mal übergeben fest. Aber liegt er wirklich dort? Ist es nicht eher so, dass davor schon lange Zeit immer wieder das Gefühl da war, falsch zu sein, nicht richtig dazuzugehören, vielleicht auch ganz versteckt ganz tief in uns drin. Eine Essstörung entsteht nicht durch erstmaliges Brechen oder Einschränken der Kalorienzufuhr sondern durch Gefühle, Gedanken und Probleme, die schon lange vorher da sind. Die keinen Raum haben dürfen, die keinen Ausdruck finden, die sich falsch anfühlen und die wir daher wegsperren, ignorieren. Ich bspw. Hatte schon in der Volksschule das Gefühl, ausgeschlossen zu sein, habe mich komisch gefühlt, hatte das Gefühl, ich würde mehr essen als andere (und dazu musste nicht mal jemand etwas sagen). Und das ist erst der Zeitpunkt an dem ich es rückblickend sehen kann. So vieles liegt im Unbewussten. Oft denken wir, wir müssen ganz viel wissen und ganz viel Neues lernen und das kann auch stimmen – jedoch ist das nur eine Seite, denn es geht genauso darum, wieder zu verlernen, Schalen abzustreifen, die uns behindern und die nie zu uns gehört haben, den Zugang zu unserem eigenen inneren Wissen wieder zu finden.

 

Deshalb finde ich es gerade am Heilungsweg essentiell bzw ist es für mich Teil davon, auch bei vermeintlichen Schritten zurück liebevoll mit sich zu sein und nicht anklagend. Denn ansonsten ist die Denkweise die gleiche: „nicht mal den Heilungsweg kannst du richtig machen“ ist ein erneutes „sich falsch fühlen“. Heilung verläuft niemals linear, keine 2 Heilungswege sind genau gleich. Und das Wort „Rückschritte“ mag ich überhaupt nicht, denn es impliziert, dass Heilung gerade ist wie eine Schnur. Es mag Vorfälle geben, ja, aber du hast dich auf den Weg gemacht und ich bin mir sicher, dass du schon mehr geschafft hast, als du selbst siehst!

 

 

Wie gehst du mit dir um auf deinem Weg?

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