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Bulimie ist mehr als erbrechen

Oft wenn von Bulimie die Rede ist, gerade bei Menschen, die selbst nicht betroffen sind, wird sehr viel Wert auf den Akt des Erbrechens gelegt. Was nicht ganz richtig ist, denn bei Bulimie geht es darum, Gegenmaßnahmen zu ergreifen, wenn man zu viel gegessen hat, die auch anders aussehen können. Jedoch denken die meistens als erstes an Erbrechen. Und auch daran, wenn man dann nicht mehr bricht, ist ja „alles in Ordnung“. Das ist eine Verzerrung des Krankheitsbildes, die den betroffenen Menschen nicht hilft.

 

Denn für mich als Betroffene war es viel schlimmer, dass sich alles in meinem Leben um Essen, nicht Essen, Mahlzeitenplanungen, Einkaufen, Heimlichkeiten, Bewegungszwang, Gewicht und meinen Körper gedreht hat. Dass ich mich so wertlos und fehl am Platz gefühlt habe, dass ich mir unendlich viele Gedanken gemacht habe, z.B. ob der schiefe Blick den ich bei meinem Kollegen zufällig gesehen habe, vielleicht mir gegolten hat? Ob das Lachen das ich gehört habe, vielleicht ein mich auslachen war? Vielleicht weil ich zugenommen oder zu viel gegessen habe? Die Essstörung hat so viel Raum eingenommen, so wenig Platz für andere Dinge gelassen. Ich war oft die, die irgendwas wichtiges, das in der Welt passiert ist, nicht mitbekommen hat. Das hat nichts mit Dummheit zu tun, sondern damit, dass durch die Bulimie kein Platz mehr für viele andere Dinge war, auf jeden Fall gedanklich. Umso erstaunlicher ist es, wie viel viele von uns trotzdem noch schaffen – und das oft jahrelang.

 

 

Wenn du nicht an Bulimie leidest, jedoch jemanden im Umfeld hast oder sich dir jemand anvertraut, dann bitte sprich nicht darüber, was die Person deiner Meinung nach tun soll oder werte das als Spinnerei ab. Bitte frag nach, hör zu und sei da! Das ist es, was sich die meisten von uns wünschen!

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