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Wieso ich nicht mehr intuitiv esse

Ich habe es versucht – immer wieder mit Pausen dazwischen und nun stehe ich dazu – für mich ist rein intuitives Essen nicht das Richtige. Der Anteil von Süßigkeiten lag auch nach Jahren immer noch bei 60-70% und mir ging es damit insgesamt nicht gut – schlechtere Konzentration, weniger Lust auf Unternehmungen, schlechtere Laune, insgesamt schlechteres Körpergefühl. Und den permanenten Drang mehr zu wollen – also Heißhungerattacken. Ob das an Synapsen und Bahnen liegen kann, die sich in meinen 20 Jahren Essstörungen gebildet haben? Wissen tue ich es nicht, aber ich habe ähnliches auch schon von anderen Frauen mit langer Essstörungsgeschichte gehört.

 

Ich habe mich viel gefragt: Hab ich es vielleicht nicht lange genug probiert? Schwelen da vielleicht noch unterbewusst Verbote herum? Tatsache ist, der Weg dorthin, wo ich glaube, dass es sich dann ändern könnte/sollte fühlt sich nicht gut an – und sollte das nicht so sein? Sollte ich mich nicht befreiter fühlen? Ich habe lange gebraucht um mich zu trauen, dazu zu stehen, auch aus Angst vor Reaktionen. Weil ich mich gefühlt habe, als würde ich etwas falsch machen, nicht richtig sein - also ähnlich wie früher in Essstörung und Diät obwohl die Konzepte nicht unterschiedlicher sein könnten.

 

Das ist nichts gegen intuitives Essen. Ich bin immer noch davon überzeugt, dass es für ganz viele Menschen wunderbar ist und toll funktioniert. 

 

Aber nicht für mich!

 

 Was heißt das jetzt? Heißt das, dass ich mich wieder auf Diät setze und abnehmen will? Nein, sondern ich bin in der „Grauzone ohne Namen“ – ich hungere nicht, habe aber für mich selbst individuelle Regeln gefunden, die mir insgesamt und langfristig guttun, mit denen ich mich wohlfühle. Ich kann mir vorstellen, dass das für viele wieder wie Diät klingt, für mich fühlt es sich aber ganz anders an. Es fühlt sich so an, dass ich die richtigen Entscheidungen für mich treffen kann. Es fühlt sich vom Grundgefühl nicht wie der Mangel, den ich von früher kenne, an, sondern tief in mir richtig. Ich esse Dinge, die mir schmecken. Ich berücksichtige Zyklus Gelüste. Es fühlt sich befreiend an, denn ich habe mir viele Gedanken um den hohen Süßigkeiten Anteil gemacht. Und mein Körper und auch meiner Verdauung geht es so viel besser, das hat sich schnell und drastisch ausgewirkt. Ich verbiete mir Süßigkeiten auch nicht, sondern habe über wiederholte Erfahrungen Dinge für mich gefunden, auf die ich nicht so stark reagiere und achte hierbei auf die Menge.

 

Und ich persönlich sehe hier auch Parallelen bei mir selbst zu intuitiver Bewegung. Wenn ich mich regelmäßig bewege, geht es mir insgesamt besser, ich spüre mich gut und meine Laune hebt sich. Es gibt Tage an denen ich mich dazu keine Lust habe, aber währenddessen und danach geht es mir dann so gut, dadurch dass ich tatsächlich immer abbreche, wenn sich kein gutes Gefühl einstellt. Und ich habe trotzdem ein gutes Gefühl entwickelt, wann welche Bewegung für mich geeignet ist – ob Auspowern oder ruhig spazieren gehen.

 

Ich habe in beiden Bereichen, Essen und Bewegung, ein Maß für mich gefunden, das weit entfernt von Zwängen und Einschränkungen aber eben auch nicht intuitiv ist. Ich fühle mich genährt und wohl damit – ist das nicht das, worum es geht?

 

 

Wie sind deine Erfahrungen und deine Meinung dazu? 

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