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Essen & Schwarz-Weiss

Was mich und mein früheres Essverhalten ausgemacht hat und was ich auch bei fast allen Klientinnen von mir sehe ist das Schwarz-Weiß Verhalten, Denken, Fühlen. Um klarer zu machen, was ich damit meine, habe ich versucht, unterschiedliche Aspekte zu beleuchten:  


extreme im essverhalten

Wenn man die aktuelle Diät/Ernährungsumstellung/xy mit einem Stück Schokolade oder einem Stück Kuchen bricht – ist schnell der Gedanke da: „jetzt ist es eh schon wurscht“ und es wird einfach alles gegessen, dass da ist. Entweder alles oder nichts. 

 

Entweder disziplinierte Diät oder völlige Wurschtigkeit im Allgemeinen. Immer wieder im Zeitablauf: der „Schreckmoment“ nach intensiven Essensphasen inklusive Selbstvorwürfen, wie man sich nur so gehen lassen konnte und der Sicherheit, dass es ab jetzt wirklich anders laufen wird – und damit der Beginn einer (erneuten) Diät.  Zuerst das leichte Abnehmen mit Überlegenheitsgefühlen und dem Gefühl, jetzt wird ab wirklich ALLES anders. Dann das schwere Abnehmen bei dem das Gewicht stagniert und sich Enttäuschung einstellt und eventuell weitere Essenseinschränkungen oder mehr Sport folgen bzw. versucht werden. Darauf folgend die ersten kleinen Kontrollverluste, wo man noch versucht es im Zaum zu halten, irgendwann brechen dann meistens die größeren Kontrollverluste hervor. Die letzte (oder erste?) Phase ist dann erneute Wurschtigkeit bis dann plötzlich wieder der Schreck da ist, der eine neue Diätphase startet. Solche Kreisläufe gibt es teilweise jahrzehntelang in unterschiedlich starker Ausprägung! 


extreme im denken, fühlen und anderem verhalten

Schwarz-weiß-denken oder auch „in Extremen denken“: Verzweiflung oder Euphorie, Begeisterung oder Abwertung. 

Beispiele dafür: man trennt sich am Sonntag von Partner*in und versucht diesen Entschluss am Montag wieder rückgängig zu machen. 

Man besucht einen Kurs und ist total begeistert, will das ganze Leben ändern und nach 2 Wochen wertet man das gelernte oder die Veranstalter*in völlig ab und empfindet es auch tatsächlich anders. Beim Grenzen setzen kann es sein, dass man entweder alles hergibt oder total frustriert gar nichts mehr geben kann/will.

 

Schwarz-weiß-Stimmung (kann teilweise zyklusbedingt sein, aber nicht nur): das kann tatsächlich sehr anstrengend sein, wenn die Stimmung entweder im Himmel oder im Boden ist und es wenig dazwischen gibt. Es wird einfach alles intensiver erlebt, so als ob das Pendel weiter und schneller ausschlägt. Dies gut tragen zu können erfordert auch eine gute Versorgung des Körpers, weil es viel Energie brauchen kann!

 

Schwarz-weiß-Verhalten in anderen Bereichen: z.B. Sparefroh oder Verschwendung, auch hier gibt es das extreme Sparen wo es um Centvergleiche geht, das sich mit richtiger Verschwendungssucht abwechselt, wo bei einem Shoppingnachmittag hunderte Euro ausgegeben werden und man aber nachher keine nachhaltige Freude an den Dingen hat oder sie z.B. gar nicht nutzt. Oder auch bei jedem neuen Sport geht man anfangs am liebsten jeden Tag oder dann eben irgendwann gar nicht mehr. 


mögliche ursachen

Diese Extreme haben natürlich einerseits Ursachen, wie z.B. eine sehr anstrengende  Lebensführung, zu viel Stress insgesamt, kein Ausleben der eigenen Interessen oder Persönlichkeit, kein Aussprechen der eigenen Meinung oder Bedürfnisse, innere Unsicherheit mit dem wie man eben ist. Diese können natürlich angeschaut und bearbeitet und ausgeheilt werden. Andererseits gibt es eben einfach auch Menschen, die intensiveres Erleben oder Spüren oder Wahrnehmen haben als andere (das eine ist nicht besser oder schlechter, lediglich anders) und wenn man in diesen Extremen ist, dann hilft es schon enorm, das über sich selbst zu wissen und einen besseren Umgang für sich selbst damit finden. Wenn man z.B. weiß, dass die schlimmen Stimmungen vorüber gehen, kann man sich selbst besser hindurchführen. Wenn man merkt, dass man gerade im schwarz-weiß-denken oder Verhalten ist, kann man es sich bewusst machen, reflektieren und es anders machen. Wenn man merkt man gibt für das neu entdeckte Hobby plötzlich Hunderte Euro aus, kann man die Notbremse ziehen und nur mit der Basis starten, sich Dinge ausborgen! 


auslöser beim Essen - diät!

Beim Essen ist es tatsächlich so, dass durch Verbote und Diäten diese Pendelbewegung oft erst ausgelöst wird. Irgendwann sollte man sich dem stellen, dass es diesen Kreislauf gibt und sich entscheiden, aus diesem auszusteigen (klingt leicht, ist es aber nicht). Denn wenn das niedrige Wunschgewicht nach unzähligen Versuchen nicht gehalten werden konnte, dann wird es auch nicht beim nächsten Versuch völlig anders sein! Wenn sich das Essen einpendelt, pendelt sich auch das Gewicht ein und ein Körper mit ein paar Kilo mehr als vom Kopf oder vom Ideal gewünscht, tut gut – auch in Hinsicht auf die anderen Extreme wie Stimmungen. Denn wenn eines die Stimmung verschlechtern kann, dann ist es Hunger. Hunger macht dem Körper Stress. Das ständige zu viel und zu viel schadet mehr. 

 

Und die große Angst davor, ungebremst super viel zuzunehmen hat sich noch bei den wenigsten bewahrheitet. Es wird der Moment kommen, in dem man merkt, der Körper ist dauerhaft gesättigt und das verändert dann das Essverhalten zu dem natürlichen, körpergerechten zurück! Trau dich! Und gib dir Zeit, denn Diät und der Wunsch schlank zu sein, sind tief in der Gesellschaft und damit in jedem Menschen verankert!

 

Je öfter man sich anders verhält, desto einfacher und normaler wird es. Das gilt für Essen aber auch für andere Bereiche. Und auch wenn Leben und Gefühle gerade Achterbahn fahren, so kann auch das mit Gelassenheit passieren!


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