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Essen & Spüren


Ein sehr spannendes Thema bzw. Paradoxon beim Thema Essen ist die Verbindung von Essen zu spüren! Denn einerseits kann Essen dabei helfen, sich nicht so sehr zu spüren. Andererseits kann es auch genau gegenteilig dabei helfen, sich wieder zu spüren. Macht das Sinn? Ja!

 

SICH NICHT SO SPÜREN

Essen kann kurzfristig Gedanken wegschieben, Stresssituationen unterbrechen und uns aus Gefühlstäler oder Höhen holen. Essen kann müde machen oder man kann sich nach dem Essen in gewisser Weise betäubter fühlen. Gerade für hochsensible Menschen kann Essen eine von mehreren Strategien sein, die beim Abschalten helfen können (es sollte nie die einzige sein, das gilt grundsätzlich!)

 

SICH WIEDER SPÜREN

Essen spricht alle unsere Sinne an und kann dadurch im Körper verankern. Manchmal kann man sich mit Essen auch aus der Luft auf die Erde zurückholen! Wenn man gedanklich irgendwo herumschwebt, kann Essen erden! Manche Menschen spüren sich auch mehr, wenn sie satt sind und andere mehr, wenn sie den Körper durch Hunger stark spüren. 


essen als gezielte strategie?

Es ist nichts verkehrt daran, Essen gezielt zu nutzen: dazu braucht es ein ehrliches Hinspüren im Moment. Insgesamt braucht es einen Blumenstrauß an Reaktions- und Agiermöglichkeiten wie man aus dem „zu viel spüren“ rauskommen kann oder sich selbst wieder ins Spüren bringt, je nachdem was gerade gebraucht/gewünscht ist. Eine Möglichkeit kann natürlich Essen sein! Emotionales oder ungewolltes oder aus dem Ruder laufendes Essen ist meist nur solange belastend, solange das Essen unbewusst und automatisiert als Standardreaktion abläuft. Sobald uns das bewusst wird und sich der Blick öffnet, verändert sich schon etwas. 


stress & spüren

Was meiner Beobachtung nach am schnellsten und längsten aus dem Spüren rausbringt, ist Stress. Es ist dabei egal, ob es sich um Stress von außen (z.B. Druck im Beruf) oder von innen (z.B. grübeln, sich falsch fühlen) handelt. Durch Stress entfernen wir uns aus der Bindung mit unserem Körper. Oft wenn wir gestresst sind, verschieben wir sogar körperliche Bedürfnisse, wie bei Durst nichts zu trinken oder die Toilette nicht aufzusuchen, obwohl der Drang da ist. Erst wenn es nicht mehr geht, bekommen diese eigentlich unmittelbaren Bedürfnisse kurz Raum. Spüren ist etwas, das immer über den Körper passiert und dieser hat in unserer kopf-lastigen Welt leider öfters das Nachsehen. 

 

Exkurs zu Leistung & Stress

Wir leben in einer sehr leistungsorientierten Welt. Damit meine ich nicht nur die  Wirtschaftswelt sondern auch ganz andere Dinge, wie z.b.  der spirituelle Selbstfindungsweg. Auch dieser ist oft auf Leistung ausgerichtet: die Erfolge der inneren Arbeit müssen sich schnell im Außen zeigen (über Geld, Erfolg, Beziehungen), möglichst viele Themen müssen beleuchtet und geheilt werden, und das Ziel ist trotz aller Gegenbeteuerungen meistens dauerhaft glücklich und reich zu werden. Das kann enormen Stress auslösen, wenn die Angst da ist nicht mithalten zu können oder dauerhaft zurückzubleiben. 

Zu Stress in uns drin: wenn man sich permanent auf alle anderen einstellt, Meinungen, Bedürfnisse und Grenzen runterschluckt und das Gefühl hat, schlechter zu sein als andere Menschen, dann ist auch das permanenter Stress. Auch das viele Nachdenken über das eigene Verhalten, warum man bestimmte Dinge nicht schafft und der starke Wunsch, sich zu ändern, nicht so zu sein wie man ist sondern gerne anders wäre, ist innerer Stress.


stress & diät

Jede Diät oder verminderte Nahrungsaufnahme ist Stress auf mehrere Arten – auf physischer Ebene für den Körper aber auch insgesamt für uns: denn etwas NICHT mehr essen zu „dürfen“ macht es attraktiv und präsent! Das löst Stress aus! Wenn nun Essen das Anti-Stress-Mittel ist, trifft es doppelt, denn dann wehrt sich alles gegen die Pläne! Und man hat oft das Gefühl, doppelt und dreifach zu versagen! Wenn du diesen Kreislauf kennst, dann möchte ich dir sagen, es liegt nicht an dir oder daran, dass du nicht genug Disziplin hast! Mit Bewusstheit und Verständnis für dich selbst wirst du weiter kommen als mit jeder Diät!


gelassenheit & entschleunigung

Gelassenheit ist hier mein persönliches Zauberwort. Es ist wirklich machtvoll, das was ist, gelassen betrachten zu können. Falls du das Wort nicht magst, Besonnenheit trifft es auch ganz gut. Diese gelassene Betrachtung erreicht man durch eine gewisse Distanz, die man durch neutrales Benennen sehr gut üben kann. Ob es sich dabei um Gefühle „ah, ich bin wütend“ oder das eigene Verhalten „ah, hier ist meine Grenze“ oder Selbstreflektion „ah, an diesem Punkt habe ich begonnen, mich unwohl zu fühlen und war ab da nicht mehr ich selbst“, „ah, hier habe ich mehr gegessen, weil ich das Unwohlsein nicht fühlen wollte“ handelt, diese Übung ist wandelbar und in vielen Situationen einsetzbar! Durch dieses Benennen kommt der oben genannte Abstand hinein, es kann ein wenig dauern, doch dann wird man immer schneller im selbst-erkennen! Durch den Abstand wird die Dynamik aus der Situation genommen. Es ist ein wenig so, wenn man nicht gut NEIN sagen kann, kann das Üben von „ich weiß es gerade nicht, ich denke darüber nach“ auch diesen Abstand hineinbringen!

 

Diese Übungen entschleunigen Situationen, sie geben uns Handlungsspielraum, der gebraucht wird, wenn man jahrelange Muster und Prägungen verändern will. Und nebenbei lernt man sich selbst und die eigene Gefühls- und Gedankenwelt viel besser kennen wenn man Dinge genau (!) benennt! Denn oft sind uns z.B. die eigenen Gefühle gar nicht so klar, wie wir glauben. 


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